Vom 24. bis 26. Juli kamen in Frankfurt am Main 35 Wissenschaftlerinnen, Wissenschaftler, Praktikerinnen und Praktiker aus der Informatik(-Didaktik), der Medienwissenschaft und der Erziehungswissenschaft/Medienpädagogik zusammen, um das „Dagstuhl-Dreieck“ aus der Erklärung zu „Bildung in der digitalen vernetzten Welt“ weiterzuentwickeln und die Erklärung fortzuschreiben.

Der Prozess, sich auf für alle beteiligten Disziplinen anknüpfbare Begriffe zu einigen, war anstrengend, aber es funktionierte (!). Ein kleiner Auszug aus der Diskussion soll zeigen, welche Hürden der interdisziplinäre Prozess für uns bereithielt:

Der Informatik-Didaktiker zum Medienwissenschaftler: „Für uns Informatiker ist es Praxis, wenn wir etwas bauen und die Analyse ist für uns die Theorie.“
Der Medienwissenschaftler zum Informatik-Didaktiker: „Interessant. Unsere Praxis ist die Analyse!“

Letztlich regten diese Hürden dazu an, auch bisher wenig hinterfragte Annahmen zu Denkweisen und Traditionen der jeweils anderen Disziplin auf den Prüfstand zu stellen und sich inhaltlich anzunähern. Wir waren am letzten Tag alle beeindruckt, dass die Verständigung so gut gelang – war es doch ein ziemlich gewagtes Experiment. Im Blick der Teilnehmenden stand dabei stets das Ziel dieses gemeinsamen Prozesses, nämlich kollaborativ Empfehlungen für die Bildungspolitik und -praxis für ein „Leben mit digitalen Medien und Systemen“ zu eruieren und aussprechen zu können.

Nach der kreativen Arbeit auf der Klausurtagung in Frankfurt am Main beginnt nun der Dokumentations- und Schreibprozess, dessen Ergebnisse – das Dagstuhl-Dreieck 2.0 sowie eine inhaltlich erweiterte Erklärung – als Empfehlung für die Bildungspolitik sowie zur weiteren Kommentierung und Diskussion (die es auf allen Seiten sicher geben wird und muss) in die Communities getragen und weiterentwickelt werden.

Hintergrund und Organisation der Klausurtagung

Im Frühjahr 2016 wurde im Rahmen des Seminars „Informatik@Schule 2016“ von Vertreterinnen und Vertretern der Didaktik der Informatik und der Medienpädagogik gemeinsam die Dagstuhl-Erklärung formuliert. Das dabei in gemeinsamer, intensiver Arbeit entwickelte „Dagstuhl-Dreieck“ ist inzwischen vielfach rezipiert worden und nahm nicht zuletzt Einfluss auf die KMK-Strategie Bildung in der digitalen Welt.

In Dagstuhl wurde ursprünglich vereinbart, an dem Papier online weiterzuarbeiten – ein Vorsatz, der bisher nur bedingt eingelöst wurde. Bei verschiedenen Gelegenheiten (u. a. Vorabend der Bildungsmediale in Mainz, GMK-Forum in Cottbus, DGfE-Tagungen in Wien und Mainz) wurde das Papier mit an der Urfassung Beteiligten und Gästen weiter diskutiert und das „Dreieck“ weiterentwickelt. Dabei wurde deutlich, dass es neben vielfachem Verständigungs- und Klärungsbedarf, fachliche Expertisen (Medienpädagogik, Medienwissenschaft, Informatik-Didaktik) gibt, die in einer konzeptionellen Weiterarbeit eingebracht werden sollten.

Die Initiative Keine Bildung ohne Medien! (KBoM) will den Diskurs- und Gesprächsfaden in Form einer Klausurtagung wieder aufnehmen. Dazu laden wir alle bereits Beteiligten und weitere Interessierte ganz herzlich zu einer Arbeitsklausur ins FTzM nach Frankfurt am Main ein.

Ziel ist es, das Papier so fortzuschreiben, dass es zum einen der gemeinsamen Verständigung, insbesondere aber auch als Beitrag zu den aktuellen politischen Debatten und Entscheidungen dient.

Datum: Mo., 24. bis Mi., 26. Juli 2017 (Anreise am Montag bis 18.00 Uhr, Abreise am Mittwoch ab 16.00 Uhr)

Ort
: Besprechungsraum des Frankfurter Technologiezentrum [:Medien] – FTzM: Frankfurt University of Applied Sciences, Geb. 9, 4. OG